[14]: Laurent Guenat // Venus Furniture | ARTY SHOW Biel - Bienne 2018

Laurent Guenat

Artiste-peintre

Ruelle de l’Eglise 1 | Kirchgässli

laurentguenat.ch

ça me (re) – garde

Versuch: Dem Käufer-Passanten den eigenen Blick entgegenstellen – sich beim Anschauen beobachten – da wir uns nie beim Einkaufen sehen.

Früher verpasste ich keine Gelegenheit mein Spiegelbild in einem Schaufenster zu prüfen. Als Teenager erwartete ich davon mehr als vom Spiegelbild im Badezimmer, das uns zu einer Art Komplizenschaft mit unseren Illusionen auffordert, während wir vom Spiegelbild des Schaufensters ein objektiveres Urteil erwarten, vielleicht weil es im öffentlichen Raum steht. Das Selbstbild, das vom Geist aufgebaut wird, muss validiert, bestätigt, oder für ungültig erklärt werden.

Gegenüber der hier ausgestellten, gemalten Augenpaare, sieht sich der Passant von einem Dritten ertappt. „Was guckt er mich so an? Was will er von mir?“

Dagegen kann man sich wehren: Der soll mir doch den Buckel runter rutschen! Schliesslich ist es meine eigene Sache vor diesem Schaufenster zu stehen, zu verweilen, und dann zu entscheiden, ob ich den Laden betrete oder nicht. Die Legitimität der hier aufgeworfenen Frage wirft aber eine subversive Frage auf: „Was mache ich überhaupt hier?“

Der Käufer-Passant wird sich die Frage kaum stellen, da er tagtäglich an Schaufenstern vorbeigeht. Gewohnheiten sind angenehm, weil sie den existentiell dringenden Fragen auszuweichen helfen.

Aber der Blick im Schaufenster nagelt mich fest. Er zwingt mich zu Aussagen wie: „konsumierend bewähre ich mich“ oder eher „konsumieren beschützt mich“ ça me (re)garde. Solche Behauptungen werfen neue Fragen auf: „Wovor muss ich beschützt werden? Habe ich Angst vor einem Abgrund?“

In diesem Punkt taucht die Realität der Konsumation als zwanghaft und ungebändigt auf, die Religion werden kann.